Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landesverband Hessen

Kriegsgräber in Hessen. Foto: Volksbund Hessen

Träger/ InitiativeVolksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landesverband Hessen
StandortLandesgeschäftsstelle, Sandweg 7, 60316 Frankfurt am Main
Information:Forschungsprojekt »Kriegsgräberstätten in Hessen«

Die Formen des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft haben sich in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg tiefgreifend gewandelt. Vor diesem Hintergrund hat der Volksbund in Hessen 1999 damit begonnen, die Geschichte der hessischen Kriegsgräberstätten in eigenständiger wissenschaftlicher Forschung aufzuarbeiten.

Den Impuls dazu gab die Einsicht, dass die hergebrachten Formen des Gefallenengedenkens dem besonderen Charakter der Kriegsgräberstätten in Deutschland nicht mehr entsprachen. Besonders augenfällig geworden war dies am jahrelangen Konflikt um die Kriegsgräberstätte Kloster Arnsburg bei Lich.

Damals zeigte sich, dass die inländischen Kriegsgräberstätten, angelegt zumeist in den 1950er/60er Jahren, Zeugnisse einer spezifischen historischen Ausgangslage sind. Die Bundesrepublik Deutschland gewährt im »Gräbergesetz« allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft dauerndes Ruherecht und Grabpflege aus öffentlichen Mitteln. Schon wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch schienen Pflege und Bestand der zahlreichen verstreuten Kriegsgräber in Deutschland vielerorts nicht mehr gesichert.

Um die Gräber dauerhaft zu erhalten und ihre Pflege zu gewährleisten, lag die Lösung nahe, sie auf Sammelfriedhöfen zusammenzufassen. Für die Umbettung der Toten und die Gestaltung der neuen Kriegsgräberstätten war oft der Volksbund verantwortlich.

Die Toten, die dort nun ihre letzte Ruhe fanden, gehörten unterschiedlichen Gruppen an: Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Gestapo- und KZ-Häftlinge, deutsche Zivilisten, »Displaced Persons« sowie nicht zuletzt Kinder von Zwangsarbeiterinnen. Deutsche Gefallene aus Wehrmacht und Waffen-SS machten nur eine Totengruppe unter anderen aus. Typische Soldatenfriedhöfe waren die neuen Kriegsgräberstätten nicht.

Angelegt als Orte der Trauer und Mahnung, aber auch aus pragmatischen Erwägungen der Grabpflege heraus, drohten die inländischen Kriegsgräberstätten am Ende des 20. Jahrhunderts für nachwachsende Generationen unverständlich zu werden. Ihr wesentliches Merkmal, die Bestattung unterschiedlicher Totengruppen Seite an Seite, ist nicht mehr ohne Weiteres nachzuvollziehen. Je ferner die Zeit ihrer Anlage rückt, desto mehr bedürfen sie der Erklärung. Damit können sie zu Lernorten der historisch-politischen Bildung werden, die es zu entwickeln gilt.

Um sich dieser Aufgabe zu stellen, hat der Volksbund in Hessen 1999 damit begonnen, ausgewählte hessische Kriegsgräberstätten systematisch zu erforschen und die Arbeitsergebnisse auf Informationstafeln zu dokumentieren. Die Informationstafeln werden, sofern denkmalrechtliche Belange dem nicht entgegenstehen, im Eingangsbereich der Friedhöfe und an einzelnen Gräbern aufgestellt. Die Tafeln im Eingangsbereich geben Auskunft über Geschichte und Besonderheiten der jeweiligen Kriegsgräberstätte. In einem Lageplan sind die Gräber markiert, an denen sich weitere Informationstafeln befinden.

Die Tafeln an den Gräbern erzählen die Schicksale der Menschen, die in ihnen bestattet sind. Ziel ist es, möglichst für jede der Gruppen von Toten, die auf einer Kriegsgräberstätte begraben sind, wenigstens ein exemplarisches Schicksal zu rekonstruieren. Die historische Forschung des Volksbunds in Hessen stellt damit eine wichtige Voraussetzung seiner friedenspädagogischen Bildungsangebote dar. In ihnen werden am Beispiel der Einzelschicksale auch zu komplexen historischen Themen persönliche Zugänge geschaffen.

Bis heute wurden mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten insgesamt 15 hessische Kriegsgräberstätten in das Forschungsprojekt aufgenommen:

Bad Emstal (Lkr. Kassel),
Bad Homburg v. d. Höhe-Waldfriedhof (Hochtaunuskreis),
Bensheim-Auerbach (Lkr. Bergstraße),
Brandau (Lkr. Darmstadt-Dieburg),
Breuna (Lkr. Kassel),
Nieder-Weisel (Wetteraukreis),
Darmstadt-Waldfriedhof,
die Hauptfriedhöfe von
Kassel und
Frankfurt am Main,
Klein-Zimmern (Lkr. Darmstadt-Dieburg),
Kloster Arnsburg (Lkr. Gießen),
Ludwigstein (Werra-Meißner-Kreis),
Runkel (Lkr. Limburg-Weilburg) und
Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis). Neu hinzugekommen ist 2022
der Wiesbadener Südfriedhof als Schwerpunktthema für 2023/24.


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